Immer öfter verzichten Angestellte auf ihre Pausen, um den Anforderungen am Arbeitsplatz gerecht zu werden.
Befragungen ergeben: Besonders jene Beschäftigte, die häufig gefühlsmäßig belastenden Arbeitssituationen ausgesetzt sind (46 %), häufig Verschiedenes gleichzeitig bearbeiten (43 %) oder von Termin- und Leistungsdruck betroffen sind (35 %), lassen Pausen regelmäßig ausfallen.
Dieses Verhalten spiegelt sich in psychosomatischen Beschwerden und Leistungsabfall wieder: Müdigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen. Im Arbeitsumfeld direkt wird sichtbar: Eine suboptimale Pausenkultur beeinflusst die Konzentrationsfähigkeit. Ermüdungserscheinungen führen zu unter anderem zu Fehlerhäufigkeit und gereiztem Umgang mit Kollegen und Geschäftspartnern.
Im schlechtesten Fall zeigt sich dies über den direkten Kundenkontakt in sinkender Kundenzufriedenheit.
„Muss man eben eine Zeit lang reinbeißen.“
Auch aktuellere Studien belegen, dass die Abnahme der Leistungsfähigkeit durch vermehrte Anstrengung für eine gewisse Zeit kompensierbar ist. Allerdings führt diese kompensatorische Anstrengung zur einer größeren Beanspruchung, sichtbar etwa an einer höheren Katecholaminausschüttung, und damit zu einer Beschleunigung der Erschöpfung und gilt als einer der Ursachen für die Entwicklung überdauernder Erschöpfung bei arbeitenden Menschen.
(Dr. Gerhard Blasche, Med.Uni Wien)
Warum kommt es zur Ermüdungserscheinungen?
Einerseits, weil die Durchblutung der arbeitsbezogenen neuronalen Verbindungen im Gehirn mit der Zeit abnimmt. Andererseits, weil das Herz unter Anstrengung (körperlich genauso wie Arbeitsbelastung) schneller schlägt und somit rascher ermüdet. Weiters sind andauernde Selbstkontrolle (Weiterarbeiten statt nach Hause zu gehen, Freundlichkeit im Kundenkontakt trotz negativer Emotionen) und Monotonie / Interessensverlust Faktoren für Ermüdung.
Eine Pause soll der Erschöpfung vorbeugen und nicht erst gesetzt werden, wenn die Anzeichen offensichtlich sind. Das ist die hohe Kunst der Selbstfürsorge.
Die Stressforschung und Pausenkultur geht weit ins vorige Jahrhundert zurück. Während alte Studien oftmals die Pausenwirkung bei körperlich anstrengende Tätigkeit untersuchten, ist die Datenlage für Bildschirmarbeitsplätze, Call-Center etc. mittlerweile dichter.
- Die optimale Pausendauer hängt von der Art der Belastung, und den individuellen Gegebenheiten ab. Die beiden gängigsten Pausengestaltungen: 10-15min. alle 1-2 Stunden und 5-10min. jede Stunde. Gleichzeitig gilt: Ist eine Tätigkeit nicht abgeschlossen und der Betroffene kann sich nicht distanzieren, kann dies die Erholungswirksamkeit der Pause negativ beeinflussen. Weiters spielt auch die Tageszeit eine Rolle: Am Nachmittag ist die längere Pause effektiver.
- Pausengestaltung: Soziale Kontakte gelten als stimmungsaufhellend, Bewegung als vitalisierend und Entspannung fördert die (innere) Harmonie. Pausen gelten dann am effektivsten, wenn die Gestaltung einen Ausgleich zur Arbeitstätigkeit bietet. Bei sitzender geistiger Tätigkeit ist demnach Bewegung / stehende Pausengestaltung sinnvoller, Beschäftigte mit dauerndem direktem Kundenkontakt ziehen vielleicht mehr Nutzen aus einem stillen kurzen Spaziergang oder einer Entspannungsübung.
- Die größte Erholungswirkung ist von einem selbstbestimmten Pausenschema zu erwarten – SOFERN
a) der Beteiligte Ermüdungs-Anzeichen erkennen kann,
b) gewillt ist, die Pausen als Regulations-Instrument einzusetzen und
c) die Fähigkeit besitzt, sich während einer vorgegebenen Zeit und Örtlichkeit tatsächlich zu erholen.
Besteht in diesen Bereichen Informationsmangel oder Praxis, werden Pausen einfach nicht / zu spät gesetzt und / oder suboptimal genutzt. Dann bleiben die positive Effekte aus – die Wirksamkeit einer Pausenkultur stellt sich nicht ein.
Diese Fähigkeit der Erholungsselbstregulation stellt sich nicht von selbst ein. Wir haben oftmals verlernt unsere Körpersignale wahrzunehmen bzw. sie zu interpretieren, auf sie zu hören. Wir erkennen meist viel zu spät, was Sache ist: dass wir unkonzentriert und müde sind. Und handeln erst überhaupt wenn es nicht mehr anders geht.
Effektives Pausenmanagement bedeutet
- Signale des Körpers zu erkennen und ernst zu nehmen.
- Einen persönlichen Methodenkoffer an einfachen, erprobten und für sich wirkungsvoll befundenen Maßnahmen parat zu haben.
- Die Transformation von „ich sollte“ zu „ich will“ schafft und schließlich tatsächlich Handlungen setzt. Und zwar schon bevor die Symptome für alle sicht- und spürbar sind.
Wie man im Alltag am Arbeitsplatz mithilfe einer erfolgreichen Erholungsselbstregulation für rasche und wirksame Pausen sorgen kann, zeigt Care4Core Gründerin Marion Höchtl-Weber im Mikrotraining effektives Pausenmanagement:
Effektives Pausenmanagement
Dass stressige Situationen in uns Reaktionen hervorrufen ist völlig normal, natürlich und lebenswichtig. Doch wie man mit ihnen umgeht und ob der Alltag uns am Ende des Tages in die Knie zwingt oder wir flexibel genug sind um unsere Balance wiederzufinden – das liegt in unserer Verantwortung zur Selbstfürsorge.
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